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Das 'GEN' als ideologisches Konstrukt

Selbst ein Teil der führenden BiowissenschaftlerInnen und GenetikerInnen bezeichnet den Begriff des 'Gens' als ein Füllwort, einen Gummibegriff, der je nach Bedarf unterschiedlich gefüllt wird. Der Erfolg des Begriffes Gen basiert nach diesen GenetikerInnen gerade auf dieser Möglichkeit, des ganz unterschiedlichen Einsatzes des mit dem Begriff Gen verbundenen Konzeptes. Die Anpassungsfähigkeit des Begriffs Gen wird als entscheidender Vorteil gesehen. Damit ergibt sich aber, daß es im naturwissenschaftlichen Kontext keine klare eindeutige Definition dieses Begriffes Gen gibt. Im öffentlichen Diskurs, außerhalb des fachwissenschaftlichen Kontextes, wird diese Unklarheit des Begriffes Gen im Regelfall nicht dargestellt. Ganz im Gegenteil wird hier von GenetikerInnen, ganz im Sinne eigener Allmachtsphantasien und im Sinne der Selbstvermarktung im politischen Raum, so getan, als ob die Genetik kurz vor der endgültigen eindeutigen Erklärung grundlegender Probleme stünde.
Dabei wird bei Lektüre der genetischen Fachdiskurse schnell deutlich, daß das Konzept der Genetik und eines monokausalen Genbegriffes, also die Vorstellung einer primär genetischen Determinierung komplexer biologischer Prozesse (für die noch viel komplexeren psychologischen und sozialen Prozesse war dies vorher schon unseriös), heute als gescheitert angesehen werden muß.
Trotz dieses Scheiterns wirkt der Begriff des Gens im öffentlichen Raum weiter. Es hat sich eine Art alltägliches Verständnis des Begriffes Gen in der Gesellschaft herausgebildet, eine Art Alltagsgen, das im hohen Maße klassisch rassistische, sexistische und sozialdarwinistische Momente im Denken zusammenführt. Der Erfolg des Genbegriffes im Alltag ist geradezu darauf zurückzuführen, daß er vielen Menschen in einer Situation gesellschaftlicher und politischer Stagnation bei gleichzeitiger Verschärfung sozialer Drücke eine einfache Ausflucht vor der Eigenverantwortung an der Situation bietet. Das Gen steht damit in der Nachfolge religöser Wahnvorstellungen und rassistischer Ideologie. Schuld sind nun immer die Gene. Die Gene erzwingen die Ausgrenzungen und alltägliche Asozialität, das geschlechtsspezifisch dumme klischierte und gewalttätige Verhalten usw.. Das liegt nun alles in den Genen. Das Gen im alltäglichen Sprachgebrauch ist in diesem Sinn vor allem ein reaktionäres ideologisches Konstrukt, eine billige Ausrede.

Das Bild auf dieser Seite greift die Beliebigkeit des Begriffes GEN auf. Der Entpolitisierung durch Genetifizierung von Problemen oder durch ihre nicht weniger ideologisch reaktionäre Neurologiesierung in aktuelleren Diskursen (die Neurologie ist dabei die Genetik in ihrer Funktion für die reaktionäre sobiologistische Ideologieproduktion abzulösen) muß etwas entgegengesetzt werden, soll politische Handlungsfähigkeit wiedererlangt werden. Gegen die Genetik und einen verkürzten positivistisch naiven Wissenschaftsbegriff muß ein Begriff kritischer Wissenschaft ins Spiel gebracht werden. Wissenschaft ist zuerst einmal Kritrik, Kritik auch der eigenen Grundlagen, nichts darf sich dieser Kritik entziehen (Siehe Kant; Kritik der reinen Vernunft).
Es sind nicht die Gene und nicht neurologische Strukturen die die Gesellschaft bestimmen, es ist unser Handeln, respektive Nichthandlen, daß zu einer immer weitergehenden Verschärfung der Ausbeutung von Menschen durch Menschen führt. Und das Handeln wird nicht durch Gene oder neurologische Strukturen bestimmt, sondern durch uns, und die menschlichen Interaktionen. Die Behauptung Gene oder neurologische Strukturen würden Handlungen determinieren, ist vergleichbar der Aussage ein literarischer Text wäre durch die Anzahl und Beschaffenheit der in ihm vorkommenden Buchstaben, der A's und U's usw. bestimmt. Literatur und Sprache erhalten ihren Sinn aber nicht aus den Buchstaben sondern aus der Art und Weise ihrer Verwendung, durch den Kontext.

Dju

Diese Seite wurde ursprünglich als satirische Hinweisseite auf die Netzpräsens der Gruppe 'HalluziNoGene' konzipiert. Inzwischen dient sie als Hinweisseite auf die Netzpräsens des Arbeitskreises 'Alternative Naturwissenschaften Naturwissenschaftliche Alternativen'.

Zu diesem Thema und zu vielem mehr findet Ihr viele interessante Texte auf der Netzseite:

http://www.ak-anna.org
















Letzte Aktualisierung 30.5.10



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